Nicht nur die neue Suppenküche in Nelspoort wollten wir unbedingt sehen. Endlich vor Ort sein. Endlich sehen, für was wir uns mit Herz und Seele einsetzen. Endlich die Helfer vor Ort kennen lernen, ohne die wir aufgeschmissen wären. Endlich!
Richtig, bis dato hatten wir weder die Suppenküche in Beaufort West, noch die über 50km entfernte "Neue" vor Ort gesehen. Was würde uns erwarten? Wie fühlt es sich an, das alles vor Ort zu sehen?
Nach guten 12 Stunden Flug sammelten wir unseren Mietwagen am Flughafen Capetown ein und machten uns auf die Reise nach Beaufort West, wo wir nach weiteren sechs oder auch sieben Stunden Fahrt ankamen. So langsam kamen wir an, in Südafrika und in der Großen Karoo.
Nelspoort ist etwas über 50km von Beaufort West entfernt. Einst war es ein ordentliches kleines Städtchen mit guter Verkehrsanbindung. Direkt an der Bahnlinie von Capetown nach Johannesburg und in direkter Nähe zur N1 gelegen. Das 1920 eröffnete Sanatorium bot vielen Einwohnern ein geregeltes Einkommen.
Der langsame Verfall des kleinen Städtchens begann mit der Schließung des Sanatoriums und dem damit verbundenen Wegfall des Hauptarbeitgebers.
Bei der Verlegung beider Hauptverkehrsadern, wurde mehr Wert auf andere Interessen als die der Einwohner von Nelspoort gelegt und die Situation verschlechterte sich dramatisch. Die Arbeitslosigkeit stieg und die Infrastruktur lässt sich fast nicht mehr als solche bezeichnen.
Ja, in Südafrika gibt es so etwas wie Sozialhilfe. Diese muss persönlich bei der Bank abgeholt werden. Eine Bank in Nelspoort gibt es nicht mehr. Das bedeutet, irgendwie die 52km nach Beaufort West zurück zu legen. Keine Bahnlinie, Keine Busverbindung. Um an die nicht wirklich hohe Unterstützung (ca. 1200 Rand, ungefähr 70€) zu gelangen, muss zusammengelegt und ein Fahrer organisiert werden. Die Fahrt kostet dann ca. 500 Rand (ca. 30€) pro Person. Dass da nicht wirklich viel übrig bleibt, ist schnell zu erkennen.
Delene hat uns abgeholt. Bereits an der Abfahrt nach Nelspoort, stößt Officer Sauls zu uns und begleitet uns mit seinem Streifenwagen bis zur "Soupkitchen". Er will unbedingt die beiden Deutschen kennen lernen.
Wir waren kaum angekommen und hatten Officer Sauls, Helen und ihr Team kennen gelernt, da ging es auch schon los und die ersten Kinder standen vor der Tür. Völlig ruhig wurde gewartet, bis ein jeder an der Reihe war.
Officer Sauls und Helen hatten lange versucht, Unterstützung für Ihre Idee einer kleinen Suppenküche zu bekommen, leider vergeblich. Als Delene hiervon erfuhr und gemeinsam mit Child Care e.V. beschlossen werden konnte, dass dies unser zweites Projekt werden kann, wurde schnell in die Realität umgesetzt, was nötig war.
Das kleine Häuschen wurde ein wenig abgesichert, eine einfache Alarmanlage installiert, Kühltruhen und ein wenig Küchenausstattung, Gasflaschen etc. beschafft und es konnte losgehen.
Mittlerweile hat es sich auch hier herumgesprochen unter den Kleinen, wo es Mittags etwas zu Essen gibt. Anfangs knapp unter hundert, sind es auch in Nelspoort mittlerweile bis zu 300 Kinder, die verpflegt werden. Zunächst nur an den Wochentagen, am Wochenende unterstützt die Kirche ein wenig. Geplant ist es, nach der Anschaffung einer weiteren Kühlmöglichkeit, auch an Wochenenden und damit eine tägliche Versorgung sicher zu stellen.
Wir sind dankbar für Officer Sauls und die gemeinsamen Bemühungen mit Helene und ihrem Team. Wie schön, solche Menschen dabei unterstützen zu können, wundervolles zu leisten und die Dinge in die Hand zu nehmen und zu ändern. Es ist ein guter Start in Nelspoort. Die Gemeinschaft in Nelspoort hält zusammen und möchte etwas ändern. Wir hoffen, hier durch unsere Unterstützung etwas bewegen zu können.
Wir haben liebevolle Menschen kennen gelernt, die sich und ihre Kinder nicht aufgeben wollen. Menschen, die den Mut haben, nach Hilfe zu fragen und Dank der Unterstützung durch Child Care viel bewegen werden. Wir freuen uns, hier weiter helfen zu können.
Zusammen mit Delene auf der Fahrt zur Suppenküche war uns trotz der durchweg positiven Erfahrungen in Nelspoort ein wenig mulmig. Erst in der Nacht zuvor war es zu einem Gewaltverbrechen direkt um die Ecke gekommen. Das Leben wird immer härter im dortigen Township.
Die Mahlzeiten bekommen unsere Kinder jetzt direkt vor Ort im Aufenthaltsraum zum Verzehr. Leider wurden sogar die ganz Kleinen auf dem Weg nach Hause um Ihr Essen gebracht. Das Essen im Bauch kann einem keiner mehr wegnehmen, ein gute Strategie.
In der Suppenküche in Beaufort West hat zwischenzeitlich Kowas Tochter Johnelle die Leitung übernommen und hat die tägliche Essenzubereitung und Verteilung voll im Griff.
Wir konnten sehr gut merken, dass hier in der Suppenküche alles schon wie geschmiert läuft. Alle arbeiten Hand in Hand, es gibt klare Regeln. Kinder, die sich nicht benehmen und drängeln oder schubsen, kommen zum Beispiel einfach wieder ans Ende der Schlange und lernen so relativ schnell.
Die Kinder sind am Ende ganz normale Kinder, wie überall auf der Welt. Es wurde posiert und jeder wollte mit auf jedes Foto. Es war wuseliger wie in Nelspoort, aber am Ende war auch hier wieder das Ziel erreicht. Einmal am Tag eine richtige warme Mahlzeit und keinen Hunger mehr.
(MK)
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